Die Gewinner-Fonds eins Börsenjahres zählen längst nicht immer zu den Top-Performern des Folgejahres. Deshalb sollten Investoren Fonds-Rankings, wie sie häufig zum Jahreswechsel erscheinen, mit Vorsicht genießen. Dazu mahnt Analyst Ali Masarwah von der Plattform Envestor. "Kaum jemand erwischt a priori die Fonds oder ETFs, die zwölf Monate später die Performance-Rennlisten anführen", erläutert der Experte, der zuvor beim Fondsanalysehaus Morningstar arbeitete.

Denn häufig entstammen die Überflieger eines Börsenjahres aus Nischensegmenten. Eine Wiederholung der Kursrally in einem Jahr erscheint im Folgejahr längst nicht gesichert. So führt für 2021 ausgerechnet der Uran-Aktienfonds Uranium Resources mit einem Plus von gut 90 Prozent die Rangliste an, erklärt Masarwah. Daneben reihen sich exotische Regionen wie Vietnam oder Indien sowie weitere Rohstoff- und Energiefonds in die Spitzengruppe ein. Dass gerade klassische Energie-Aktien einen Aufwind erfuhren, erscheint angesichts der Rally des Ölpreises wenig verwunderlich. Ein ähnlich exorbitanter Anstieg wie 2021 sei für 2022 aber wohl kaum zu erwarten, meint der Analyst.

Gewinner erleiden häufig Schiffbruch
"Die Gewinner der Vergangenheit erleiden häufig in der Zukunft Schiffbruch", resümiert Masarwah und verweist auf die Gewinnerfonds des Jahres 2020. Damals standen Umweltfonds stark im Fokus. "Manche dieser Fonds durchlebten 2021 ein tiefes Tal der Tränen, mit Verlusten von zwischen sieben und gut 18 Prozent", ergänzt der Envestor-Experte. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Manche Fonds würden nicht nur über ein, sondern auch über zwei, drei oder mehr Jahre spektakuläre Renditen erzielten.

Masarwah verweist hierfür auf den Structured Solutions Next Generation Resources Fund. Dieser investiert in Unternehmen, die Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Grafit produzieren. Diese werden etwa bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen benötigt. Dennoch mahnt der Fondskenner abschließend: "Je höher die Kurse steigen, desto stärker wird auch die Rückschlagsgefahr. Und keiner kann sagen, wann ein Markt reif für eine Korrektur ist." (ert)